ZAHLT SICH DAS SCHULEN IM AUSLAND EIGENTLICH AUS?
Diese Frage wird wohl immer dann gestellt, wenn es um die Kosten des Privatpilotenscheines geht. Ist doch der Betrag, der letztlich in die Ausbildung zu investieren ist nicht gerade unerheblich. Gegenüber früher ist jedoch das Fliegen im Ausland sehr viel teuerer geworden.
Argumente für Aufenthalte in den z.B. USA sind immer wieder:
Es ist dort das Ausleihen der Flugzeuge viel billiger als in Europa
Es gibt dort keine Landegebühren
Es ist dort alles leichter und man kann den Schein ja dann umschreiben lassen
Aus unserer Sicht ist hier eine eindeutige Antwort erforderlich und diese lautet nach sorgfältiger Berücksichtigung aller Argumente: NEIN
Wir begründen dies wie folgt:
Der Preis für ein Ausleihen eines Luftfahrzeuges mag wohl vordergründig etwas günstiger erscheinen, aber es sieht auch nur so aus, denn:
es werden in den USA
keine tatsächlichen Flugminuten ab dem Abheben bis zur Landung
verrechnet, sondern (drehzahlabhängige) Blockzeiten (ab Start des
Motors bis zum Abstellen des Motors). Dies ergibt schlußendlich bei der Abrechnung
einen deutlich höheren Betrag, als man ursprünglich kalkuliert hat.
So
schlagen lange Rollzeiten (aufgrund durchschnittlich viel längerer
Pisten) und die Motorchecks deutlich zu Buche. Oft sind dadurch die
erwarteten Fluggebühren bis zu einem Drittel höher als ursprünglich
kalkuliert
man muss auch bei den vorgewählten Drehzahlen des Motors mehr aufpassen - je mehr Drehzahl gewählt wird, umso teurer wird das Flugzeug
viele der US-Flugschüler fliegen und zahlen dann bei ihrer Flugschule deutlich mehr, als die FAA vorsieht
die 9/11-Restriktionen verhindern zunehmend die Schulung von Europäern oder Bewerbern aus Drittstaaten
In die tatsächlichen Schulungskosten sind im Vergleich zu Europa mit einzuberechnen:
die zusätzlichen Flugkosten nach USA und retour
die relativ hohen Nächtigungskosten für ein Hotel
die Kosten für ein Leihfahrzeug, ohne das man üblicherweise nicht auskommt
die Unterrichtskosten für die Theorie
die erforderlichen Flugstunden inkl. Fluglehrer - Achtung bei der Verrechnung, denn es werden oft nicht volle Stunden mit dem Stundensatz verrechnet
Versicherungskosten sowie "Sonstiges" bei einer Auslandsreise
allenfalls auch VISA-Gebühren, wenn man z.B. schulmäßig auf die Bahamas fliegen will
für die Anerkennung des ausländischen VFR-Pilotenscheines müssen in Europa Anerkennungsgebühren bezahlt werden (IFR wird nicht anerkannt, sondern erfordert einen eigenen Theoriekurs und eine Prüfung)
es kann zwar unter den derzeitigen Verhältnissen vor Einführung der JAR/FCL, die unmittelbar auch in Österreich bevorsteht, der Schein in Österreich noch anerkannt werden, aber wenn man in den USA fliegen gelernt hat, dann ist man mit den Verhältnissen in Österreich bzw. in Europa nicht vertraut. Es erfordert also auch noch einige Flugstunden zusätzlich in Europa (Alpeneinweisung), bis man einigermaßen adaptiert ist.
es ist großteils richtig, dass in den USA keine Landegebühren verlangt werden, aber einige der größeren Flughäfen kassieren nun zunehmend doch Anfluggebühren.
der Dollarkurs ist ab einem Wechselkurs von 1:1,2 einfach uninteressant.
es wurde nach dem Terroranschlag vom 11. September ein sechswöchiges Anmeldeverfahren für US-Ausländer, die den Pilotenschein erwerben wollen, eingeführt - Fingerabdrücke werden abverlangt
für weniger Geübte kann der formale Unterricht auch eine Sprachbarriere darstellen
das fliegerärztliche FAA-Gutachten kostet mehr als das inländische Medical, das schlägt dann bei der Erhaltung der ausländischen Lizenz zu Buche
die erforderliche Überprüfung (FAA-Prüfer notwendig) zur Aufrechterhaltung der z.B. US-Lizenz erfordert einen zu bewertenden Mehraufwand (biannual-Checkflug etc.)
aufgrund der restriktiven Versicherungspolitik durch die JAR (es werden nun gleich hohe Versicherungen für US-Flugzeuge in Europa vorgeschrieben wie für europäische) gibt es in Europa fast keine US-Flugzeuge mehr
Alles in allem kommt einem der ausländische Pilotenschein damit nicht wirklich billiger als in Österreich. Zu dem kommt, dass man bei uns ohne weitere Umstände den Pilotenschein bequem erwerben kann, ohne extra einen mehrwöchigen Urlaub in Anspruch nehmen zu müssen.